Verständnis von Qualität und fairem Handel bei earlybird coffee

Unser Verständnis von Qualität und fairem Handel

Lesezeit ca. 7 mins
Autor*in
Merlin Stellwag
Gründer von Earlybird Coffee
Hat die Welt des Kaffees förmlich studiert, kennt alle Tipps & Tricks und neuesten Kaffee Trends.
Inhalt
    Zum Shop

    Unser Qualitäts-Mantra

    Eine unserer wesentlichen Motivationen bei der Gründung von earlybird coffee war, dass wir ein nachhaltiges, tolles Produkt schaffen wollten. Dieses Produkt, das war uns klar, würde angemessen bepreist sein.

    Je mehr wir jetzt im Tagesgeschäft angelangt sind, werden auch wir mit dem Thema „Preis“ konfrontiert. Sowohl auf eine für uns positive Art und Weise, aber auch Gegenteiliges wissen wir zu berichten.

    Wir haben uns somit etwas tiefer mit unserem gesellschaftlichen Umgang mit dem Preis eines Produkts beschäftigt und möchten unsere Gedanken, und wie wir damit umgehen wollen, mit euch teilen.

    Das Preis-Qualitäts-Paradoxon

    Ja, wir Deutschen sind ein qualitätsbewusstes Volk!

    Wir Deutschen sind ein Volk von Qualitätsbewussten. Nicht nur verfügen wir über eine weitreichende Geschichte von Denkern und Schaffern, auch gibt es wohl kein Land auf dieser Welt, dass über so viele Hersteller verfügt, die in höchster Qualität produzieren.

    Angefangen bei den Automobilherstellern, Traditionsunternehmen wie Miele, die sogar Steve Jobs zum schwärmen brachten, oder unzählige mittelständische Unternehmen wie Glashütte oder Faber Castell.

    Wir Deutschen sind stolz darauf und bei gewissen Dingen haben wir ein extremes Qualitätsbewusstsein. Selbstverständlich ist die erste große Investition für die meisten von uns das Auto deutschen Fabrikats. Über den Preis wird hier selten diskutiert, es ist ja auch Qualität.

    Oder wenn wir ein Haus bauen. Dann bauen wir nicht für ein Jahrzehnt, dann bauen wir für ein Jahrhundert. Für ein solches Haus, in dem noch unsere Urenkel wohnen könnten, verschulden wir uns für ein Leben lang. Aber, es ist ja dann auch Qualität.

    Und dann kamen die Discounter

    Und dann gibt es den deutschen Einzelhandel. Einen Markt, aus dem sich Wal-Mart, der Gigant des weltweiten Einzelhandels, nach einem Jahrzehnt der Verluste frustriert zurückzieht. Nochmal: Wal-Mart, das zeitweise größte Unternehmen der Welt, verliert den Preiskampf im Lebensmittelhandel in Deutschland.

    Wir haben ein System, das so gnadenlos auf dem Preis getrimmt ist, dass Kunden die Waren noch selbst aus der Umverpackung herausnehmen (um es dann auf dem Parkplatz in den Porsche Cayenne zu wuchten).

    Ein System, das in Werbeprospekten einzig und allein über den Preis kommuniziert. Ist euch das mal aufgefallen? Diese Werbeprospekte geben meistens keine Informationen über das Produkt.

    Keine Qualitätsbeschreibung, keine Details zu den Inhalten, Herkunft nichts. Einzig und alleine der Preis. Wir wollen nicht anschuldigen aber wenn man ehrlich ist, weiß man das dort keine echte Qualität zu finden ist.

    Wie wir handeln wollen

    Der Kauf preis-werter Produkte

    Diese Systematik des Einzelhandels ist uns irgendwann klargeworden. Nur, wie kann man sich anders verhalten? Nun, es ist ja nicht so, als gäbe es keine Alternativen. Wir sind ein Volk, das hochwertig produziert!

    Natürlich ist ein Rimowa-Koffer erstmal teurer. Nur: Mit etwas Glück ist es der letzte Koffer den man sich je gekauft hat. 3 mal einen Billig-Koffer gekauft kommt ganz sicher teurer als der Kauf eines hochwertigen Koffers. Von der Nutzungsqualität für Jahre oder den ganzen Auswirkungen auf unsere Umwelt ganz zu schweigen!

    Und bei den Lebensmitteln?

    Bei den Lebensmitteln gilt etwas Ähnliches. Fast jeder von uns hat regionale Produzenten in der Nähe, Wochenmärkte ums Eck, und wenn es gar nicht anders geht, liefern mittlerweile auch viele nach Hause. Seltsam, dass diese Produkte häufig nicht einmal sehr viel teurer sind!

    Aber wie gut riechen und schmecken bitte Tomaten, die nicht in einem niederländischen Gewächshaus auf Steinwolle gewachsen sind? Ein Salat, der auf echter Erde draußen gewachsen ist? Und brauchen wir Äpfel aus Neuseeland, obwohl wir ein ideales Klima für Äpfel in Deutschland haben und noch vor einigen Jahrzehnten die Apfelwiese unsere Landschaften wundervoll dominiert hat?

    Gleiches gilt für Kaffee

    Ihr könnt es euch denken: Was für Lebensmittel und Alltagsprodukte gilt, gilt natürlich auch für Kaffee. Kaffee ist eines der am meisten gehandelten Rohstoffe der Welt und wird in unfassbaren Mengen produziert.

    Was die meisten nicht wissen: Außerhalb von Brasilien (das größte Anbauland für Kaffee) wird Kaffee per Hand geerntet. Per Hand. Für ein amerikanisches Pfund grünen Kaffee muss ein Arbeiter vor Ort 2,5 Kilogramm Kaffeekirschen per Hand ernten.

    Am Kaffeebaum (der eher ein Strauch ist), sind immer manche Kirschen reif und andere nicht. Es gibt also nicht den einen Moment der Reife, an dem man am Baum rüttelt und alle Kirschen fallen herunter. Stattdessen muss jede Kirsche einzeln gepflückt werden.

    Emanuel Kaffeekirsch Kaffee Bohnen earlybird coffee nachhaltig Anbau Herkunft

    Der Weltmarktpreis für ein amerikanisches Pfund Arabica-Kaffee liegt momentan bei 1,23$ (http://www.finanzen.net/rohstoffe/kaffeepreis). 1,23$ für 2,5 Kilogramm handgepflückte Kaffeekirschen ist natürlich hart. Auf die Straße gingen die Produzenten damals im Jahr 2000 erst als der Preis für ein Pfund auf 60 Cent fiel.

    Anmerkung und Aktualisierung: Mittlerweile (Stand März 2019) liegt der Preis sogar unter 1$ pro Pfund Rohkaffee. Die Lage ist mit gutem Recht als dramatisch zu bezeichnen, liegt 1$ für die meisten Bauern unter den Produktionskosten, was bedeutet, dass sie nur dadurch überleben können, dass sie parallel andere Produkte anbauen und den Kaffeeanbau damit "subventionieren". Aktuell rechnen Marktbeobachter damit, dass mehr und mehr Bauern den Kaffeeanbau aufgeben werden, da er sich für sie nicht mehr lohnt.

    Weltmarktpreis und Qualitätspreise

    Man muss sich klarmachen, dass der Großteil der großen Produzenten zum Weltmarktpreis einkauft – sie sind der Weltmarktpreis. Wer Kaffee zum Discounter-Preis anbieten möchte, hat auch keine andere Chance. Von einzelnen Bauern direkt zu kaufen, wäre der beste Weg, ist aber häufig nicht sinnvoll, da die Mengen zu klein sind. Der Aufwand für das Erstellen der Verträge und der Versand lohnen sich da meistens nicht.

    Es gibt aber glücklicherweise immer mehr Kooperativen und Importeure, die sich auf qualitativ hochwertigen Kaffee spezialisiert haben und mit den Bauern vor Ort zusammenarbeiten, wie in unserem Fall EFICO.


    Preislich geht hier das Kilo bei ca. 4€ los, also bereits 80% über dem Weltmarkpreis. Bei earlybird coffee kaufen wir unseren Rohkaffee momentan im Durchschnitt für ca. 5,50€ ein. Das ist nicht nur über 100% mehr als der Weltmarktpreis sondern auch mehr als der Fair-Trade-Preis.

    Dafür bekommen wir aber nicht nur eine sensationelle Qualität, sondern diese guten Preise kommen dann auch beim Bauern an! Einen besseren Weg, Qualität und Nachhaltigkeit zu unterstützen gibt es unseres Erachtens nicht.

    Wer mit Kaffeebauern redet der hört: Zertifizierungen, Spenden, Kooperationen etc. alles gut aber oft mit enormem Aufwand verbunden - zahlt uns einen vernünftigen Preis und wir können hochwertig, menschlich und ökologisch produzieren.

    Der Preis für Kaffee

    Wenn wir solchen Kaffee kaufen hat er noch eine lange Reise vor sich. Man muss noch einrechnen, dass beim Rösten durch das Verdampfen von Wasser ca. 15% Gewichtsverlust auftreten, die Mehrwertsteuer hinzukommt und der Staat mit 2,19€ pro Kilo Röststeuer zur Kasse bittet. Und dann hat noch kein Mensch den Kaffee angefasst, niemand geröstet, verpackt, verschickt oder einen Blog-Artikel geschrieben :-)

    Die Preisstruktur im Kaffeemarkt

    Wer genauer hinschaut merkt, dass es selbst mit Massenproduktion und viel Druck auf die oben gezeigten Kostenpunkte schwer sein müsste ein Kilo Kaffee für unter 10€ bereitzustellen.

    Wie also ist es möglich, dass Kaffees so billig verkauft werden? Ehrlich gesagt, wir wollen es selber nicht mehr so genau wissen und uns stattdessen auf unser Produkt konzentrieren. Wer möchte findet mit den entsprechenden Suchbegriffen auf Youtube gute Reportagen dazu.

    Eine Ironie ist allerdings, dass vernünftig produzierter Kaffee um die 20-30€ pro Kilo als zu teuer empfunden wird und wir stattdessen Kaffee in Kapseln kaufen...für umgerechnet 70€ pro Kilo.

    Welche Konsequenzen ziehen wir daraus?

    Wir bei earlybird haben die Motivation, dass wir in Allem was wir tun, so gut wie irgendwie möglich handeln. Unsere Leuchttürme sind dabei der Rohstoff-Preis und die hochwertige Röstung im Trommelröstverfahren. Damit versuchen wir Schritt für Schritt mehr Menschen von Qualität zu überzeugen und zu zeigen, dass es auch besser geht. Mehr über uns und unsere Mission findet ihr hier.

    Wie geht es weiter?

    Wir freuen uns über Unterstützung, Weiterempfehlungen, Austausch und natürlich indem ihr earlybird trinkt :) und vor allem auch darüber, dass ihr earlybird als preiswertes Produkt anseht – als Produkt, das seinen Preis wert ist!

    Bitte meldet euch bei uns oder schickt uns eine Nachricht, wenn ihr Fragen oder Anregungen habt! 


    7 Kommentare


    • Lisa von earlybird coffee

      Liebe Beatrix,

      die Frage, ob wir sicherstellen können, dass die Kaffeebohnen nicht von Kindern geerntet
      werden und auch bei den sonstigen Arbeitsabläufen Kinderarbeit ausgeschlossen ist, ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Unser aktueller Rohkaffeehändler Efico ist gegen Kinderarbeit. Als erstes Kaffeeunternehmen haben sie im Jahr 2003 den UN-Global Compact unterzeichnet und sich so verpflichtet, u.a. gegen Korruption und gegen Kinderarbeit vorzugehen. Da es leider nicht möglich ist, bei jedem einzelnen Ernteprozess dabei zu sein, können sie allerdings keine 100% Garantie geben, dass es nicht doch auf den Kaffeeplantagen vereinzelt zu Kinderarbeit kommen könnte.
      Sollten sie aber davon Kenntnis erhalten, gehen sie dagegen vor und tun alles in ihrer Macht stehende, um diese Missstände abzuwenden. So werden bei entsprechenden Erkenntnissen die lokalen Behörden informiert, die dann ihrerseits gegen die betreffenden Unternehmen vorgehen. In den meisten Kaffeeanbauländern ist Kinderarbeit streng verboten und kein Land möchte gern wegen Kinderarbeit international am Pranger stehen. Deshalb werden solche Vorkommnisse auch durch die lokalen Behörden sehr streng verfolgt.

      Ich hoffe, das beantwortet deine Frage.

      Viele Grüße,
      Lisa von earlybird coffee


    • Lisa von earlybird coffee

      Liebe Petra,

      danke für dein tolles Feedback – das freut uns riesig!
      Und wir freuen uns über jede:n einzelne:n earlybird Kaffeetrinker:in! Uns ist vor allem wichtig, dass du einen tollen Genuss und ein gutes Gefühl bei deiner Tasse Kaffee hast, ganz egal, wie viel du davon trinkst :-)

      In Berlin kannst du unseren Kaffee nicht nur in allen dm-Filialen kaufen, sondern auch bei HIT in Berlin-Steglitz. Alternativ steht dir sonst noch unser Online-Shop zur Verfügung.

      Ich wünsche dir weiterhin einen tollen Kaffeegenuss!
      Lisa von earlybird coffee


    • Petra

      Hallo ihr Lieben, auch ich habe euren earlybird bei DM entdeckt. Er schmeckt phantastisch und ist jetzt mein Favorit. Ich schütte mich nicht den ganzen Tag mit Kaffee voll, ich bin ein Geniesser also werdet ihr an mir nicht so viel verdienen. Ich werde aber auf jeden Fall in meiner Umgebung Werbung machen. Wo bekomme ich in Berlin noch euren Kaffee?


    • Beatrix K.

      Hallo,

      mich interessiert noch, ob ihr sicherstellen könnte, dass die Kaffeebohnen nicht von Kindern geerntet
      werden und auch bei den sonstigen Arbeitsabläufen Kinderarbeit ausgeschlossen ist?


    • Doris

      Liebes Team,
      ich möchte euch ein Kompliment machen, Ihr schreibt wirklich sehr schön!!!
      Ich wünsche euch und eurem Unternehmen alles Gute, ihr habt wirklich sehr schöne Gedanken und einen sehr schönen Ansatz. Ich bin leider erst vor kurzen auf euch gestoßen, als ich euch bei DM entdeckte, aber ab jetzt gibt‘s für mich Spätaufsteherin Earlybird Kaffee :)
      Liebe Grüße, Doris


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