Kaffee in der Schwangerschaft

Kaffee in der Schwangerschaft - Ängste, Wirkungen & Studien

Lesezeit ca. 9 mins
Autor*in
Lisa Eppelmann
Expertin für Kaffeefragen
Liebt Kaffee in Kombination mit beerigen Frühstücks-Bowls oder einem Stück selbst gebackenen Kuchen.
Inhalt
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    Der Kaffee am Morgen gehört für viele Frauen zur Routine, aber auch bei einem kleinen Plausch mit Freundinnen oder bei der Arbeit ist er kaum noch wegzudenken. Wer kann es ihnen auch verübeln, denn Kaffee ist ein echtes Genussgetränk.

    Welche Wirkung hat aber nun der Kaffeekonsum während der Schwangerschaft auf den Säugling? Muss der Konsum eingeschränkt werden oder darf hemmungslos weiter getrunken werden? Diesen Fragen werden wir im Namen aller werdenden Mütter auf den Grund gehen.

    Wir werden euch hier den derzeitigen Forschungsstand auf der Grundlage durchgeführter Studien widerspiegeln und einen Überblick über die Erkenntnisse der Wissenschaft bieten. Im Zweifel fragt aber bitte nochmal den Arzt eures Vertrauens.

    I love coffee symbolisch

    Kaffee in der Schwangerschaft: Welche Ängste haben werdende Mütter?

    Eine Schwangerschaft verändert alles. Man wird vor allem vorsichtiger, besonders im Bereich Ernährung. Diese Vorsicht ist auch gut so, denn es gibt viele Nahrungsmittel die negative Einflüsse auf die Entwicklung des Säuglings haben, wie zum Beispiel Alkohol oder rohe Fleischprodukte. Wie sieht das Ganze nun mit Kaffee aus?

    Folgende Ängste werden mit dem Kaffeekonsum häufig verbunden:

    1. Das Koffein hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Säuglings, wie zum Beispiel die Entstehung von ADHS oder ein geringerer IQ.
    2. Kaffee verursacht Frühgeburten und/oder Komplikationen bei der Geburt.
    3. Das Koffein im Kaffee erhöht das Risiko einer Totgeburt.

    Vorsicht ist besser als Nachsicht, deshalb sind all diese Ängste absolut berechtigt. Bevor wir die 3 Punkte angehen, müssen wir jedoch erstmal die Wirkweise des Koffeins kurz erklären.

    Wie wirkt das Koffein im Körper der Mutter und des Säuglings in der Schwangerschaft?

    Der kritische Punkt beim Kaffee ist oftmals das Koffein. Es wird meist schon über die im Mund liegenden Schleimhäute aufgenommen. Das Koffein veranlasst das Gehirn, Botenstoffe im Körper auszusenden. Diese Botenstoffe befinden sich dann im Blutkreislauf.

    Das Koffein wirkt wachmachend. Der Säugling ist direkt mit dem Blutkreislauf der Mutter verbunden und hat somit fast 1:1 dieselbe Blutkonzentration. Das bedeutet, dass die Wirkung des Koffeins genauso das Baby erreicht wie auch die Mutter.

    Wer auf Kaffee in der Schwangerschaft nicht verzichten kann, sollte über eine Alternative nachdenken.

    Ist das Koffein nun schlecht oder gut für den Säugling? 

    Was sagt die Wissenschaft: Ist Kaffee in der Schwangerschaft schädlich?

    Die Wahrheit über oben genannte Ängste ist nicht nur von Bedeutung für werdende Mütter, sondern auch für die Wissenschaft. Deshalb gibt es zu jeder der Ängste auch Studien. „Muss ich also komplett auf Kaffee verzichten?“ ist die Frage, die euch eigentlich brennend interessiert und die Antwort der Studien lautet „Jein“. Aber lest es selbst in den folgenden Studien.

    Forschung Mann

    Studie 1 – Koffein verantwortlich für ADHS und geringeren IQ des Säuglings?

    Ob die Koffeineinnahme mütterlicherseits während der Schwangerschaft in Zusammenhang mit Verhaltensstörungen der Kinder im Alter von 4-7 Jahren steht, wurde in der Studie1 von Sarah A. Keim (Assistenz Professorin an dem Ohio State University College of Medicine2) und Mark A. Klebanoff geprüft.

    In der Studie wurden 2197 Mutter-Kind Paare als Kontrollgruppe für eine Untersuchungsprobe aus den Jahren 1959-1974 verwendet (in dieser Zeit war Kaffeekonsum während der Schwangerschaft viel höher als heute).

    Beim Vergleich und der Auswertung der beiden Proben konnte man keinen Beweis für den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum in der Schwangerschaft und Verhaltensstörungen/ADHS der Kinder finden.

    So kam die Studie zu dem Entschluss, dass ein moderater Kaffeekonsum (1-2 Tassen am Tag) während der Schwangerschaft keine negativen Effekte auf die kognitive Leistung des Kindes hat. Wie es bei höheren Dosierungen aussieht, wurde noch nicht getestet, deshalb gibt es von uns darüber keine Aussage.

    Studie 2 – Koffein verursacht Frühgeburten/Fehlgeburten und Komplikationen?

    In diesem Bezug ist sich die Wissenschaft sehr uneinig. Die Osaka Maternal and Child Health Studie3 von Hitomi Okubo hat den Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Fehlgeburten bei 858 japanischen Frauen untersucht. Dabei kam heraus, dass bei den Frauen die koffeinhaltigen Getränke konsumierten ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten bestand.

    Die amerikanische Fachgesellschaft der Gynäkologen4 hatte jedoch Zweifel an dieser Aussage und behauptete, dass falsche Zusammenhänge hergeleitet wurden aufgrund von Faktoren, die in Okubos Studie nicht berücksichtigt wurden. Diese Vermutung bestätigte die amerikanische Fachgesellschaft der Gynäkologen nach einiger Zeit und so kamen sie zu dem Entschluss, dass ein moderater Koffeinkonsum von 200 mg keinen relevanten Zusatzfaktor für Fehlgeburten darstelle.

    In einer norwegischen Studie5 von Sengpiel, V. (2013) wurden 60.000 Teilnehmerinnen getestet. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass bei den Teilnehmerinnen mit Kaffeekonsum kein erhöhtes Risiko einer Frühgeburt bestand.

    Studie 3 – Kaffee erhöht das Risiko von einer Totgeburt?

    An dem Aarhus University Krankenhaus in Dänemark6 hat man sich mit der Frage beschäftigt, ob ein erhöhter Koffeinkonsum verantwortlich für ein erhöhtes Totgeburtsrisiko ist. Dafür führte man eine Studie mit 18.478 schwangeren Frauen durch, die in verschiedene Gruppen mit jeweils einem anderen Kaffeekonsum eingeteilt wurden.

    Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass schwangere Frauen, die 8 oder mehr Tassen Kaffee am Tag trinken ein erhöhtes Totgeburtsrisiko hatten als die, die keinen getrunken haben. Bei Frauen mit 0-2 Tassen Kaffee am Tag gab es jedoch keinen signifikanten Risikoanstieg.

    Milch in Kaffeetasse earlybird coffee

    Kaffee in der Frühschwangerschaft

    Immer wieder kommt auch die Frage auf, ob in der Frühschwangerschaft die Situation anders zu beurteilen ist. Die Frühschwangerschaft wird allgemein bis zur 12. Woche definiert. Allerdings zeigt die aktuelle Studienlage keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Zeiträumen der Schwangerschaft. Es gelten also dieselben Indikatoren und Empfehlungen aus unserem Fazit.

    Andere Koffeinhaltige Getränke in der Schwangerschaft

    Während uns allen klar ist, dass Kaffee Koffein hat und du wahrscheinlich deswegen auf diesem Artikel gelandet bist, ist es dennoch wichtig auf alle Koffeinquellen zu achten. Besonders hervorzuheben sind hier Cola-Getränke oder Energydrinks. Diese haben relativ gesehen meistens weniger Koffein als Kaffee, aber man nimmt einfacher große Mengen zu sich. 0,5L Cola sind leichter getrunken als 0,5L Kaffee ;-)

    Das Gute ist, dass in Deutschland alle "künstlich zugesetzten" Koffeingetränke maximal 32mg Koffein pro 100ml enthalten dürfen. Im Vergleich hat ein Filterkaffee im Schnitt ca. 55mg pro 100ml und Tee ca. 20mg pro 100ml.

    Wie du in unserem Fazit nachlesen kannst, ist das Wichtige also die Gesamtmenge Koffein über den Tag. Je mehr Tee, Cola oder andere koffeinhaltige Getränke du an einem Tag zu dir nimmst, desto weniger oder gar kein Kaffee solltest du trinken.

    Fazit

    Der aktuelle Forschungsstand legt nah, dass man den Kaffeekonsum nicht komplett einschränken muss. Wie so oft kommt es auf die Dosierung an. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit fasst das Thema Dosierung wie folg zusammen: 

    Eine über den gesamten Tag verteilte Koffein-Aufnahme aus allen Quellen von bis zu 200 mg pro Tag ist für den Fötus unbedenklich.
    (Meldung vom 27. Mai 2015, EFSA) 7

    Besonders wichtig ist dabei die Bemerkung „aus allen Quellen“, denn Kaffee ist nun mal nicht das einzige Produkt, das Koffein enthält (z.B. Cola oder Energydrinks). Es zeigt sich also, dass ein eingeschränkter Kaffee-Konsum unter Berücksichtigung anderer Koffein-Quellen unbedenklich ist. Als Faustregel würden wir hier 2 Kaffee-Getränke pro Tag sehen (Kaffee, Espresso, Cappuccino etc.). Damit sollte man im Normalfall deutlich unter der Grenze von 200mg bleiben.

    Auch über Koffein und Koffeingehalt im Kaffee und weiteren koffeinhaltigen Getränken haben wir einen ausführlichen Artikel geschrieben, wer es genauer wissen möchte.

    Expertentipp: Sicherlich ist es für viele nicht einfach den Kaffeekonsum einzuschränken. Wir können euch nur empfehlen, wenn ihr schon weniger Kaffee trinken müsst, solltet ihr auf Qualität setzen.

    Wir würden uns freuen, wenn du in unserem Shop vorbei schaust. Dort haben wir als Alternative auch einen sehr guten entkoffeinierten Kaffee.

    Quellen:

    1  https://academic.oup.com/aje/article-lookup/doi/10.1093/aje/kwv136

    2  https://medicine.osu.edu/Pages/default.aspx

    3  http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0271531715000457

    4 https://www.acog.org/Resources-And-Publications/Committee-Opinions/Committee-on-Obstetric-Practice/Moderate-Caffeine-Consumption-During-Pregnancy

    5 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23421532

    6  http://www.bmj.com/content/326/7386/420

    7https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/corporate_publications/files/efsaexplainscaffeine150527de.pdf

    8 http://www.who.int/elena/titles/caffeine-pregnancy/en/


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